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Revolution oder Evolution?

11. März 2025
Larissa Arthofer

Was der Anthropic Economic Index über KI am Arbeitsmarkt verrät – und was Jurist:innen jetzt wissen müssen

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt – aber in welchem Ausmaß? Der Anthropic Economic Index, veröffentlicht am 10. Februar 2025, liefert erstmals empirische Daten dazu, wie KI tatsächlich genutzt wird. Basierend auf Millionen von Interaktionen mit Anthropics KI-Assistent Claude analysiert er, welche Aufgaben bereits automatisiert sind, wo noch Grenzen bestehen und welche Berufe am stärksten betroffen sind.

Für Jurist:innen ist das hoch relevant: Wird KI Arbeitsplätze ersetzen oder vor allem unterstützen? Welche Tätigkeiten sind betroffen? Und wie lassen sich KI-gestützte Lösungen wie MANZ Genjus KI sinnvoll in den Arbeitsalltag integrieren? Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Erkenntnisse des Index zusammen und gibt einen praxisnahen Überblick über die Auswirkungen auf die Rechtsbranche.
 

Kernaussagen des Anthropic Economic Index und Bedeutung für den Arbeitsmarkt

  • KI ist kein Nischenthema mehr: In 36% aller Berufe kommt KI bereits bei mindestens einem Viertel der typischen Aufgaben zum Einsatz. Nur ca. 4 % der Berufe nutzen sie für drei Viertel oder mehr ihrer Aufgaben.
  • Besonders betroffene Berufsfelder: 37% der KI-Anwendungen entfallen auf Softwareentwicklung und IT, gefolgt von kreativen und redaktionellen Tätigkeiten (10%). Berufe, die stark körperliche Präsenz erfordern (z. B. Transport oder einfache Dienstleistungen), bleiben aktuell weitgehend unberührt (oft < 1%).
  • Mensch und KI arbeiten zusammen: 57% der KI-Anwendungen unterstützen menschliche Arbeitsprozesse (Augmentation), während 43% vollständig automatisiert ablaufen. Ein Musikproduzent schildert etwa, dass KI ihm neuartige Akkordfolgen vorschlägt (ideas I’d never conceive alone), die er dann künstlerisch ausgestaltet. Dieses Muster – KI liefert Rohmaterial oder Analysen, der Mensch fügt Kontext, Urteilskraft und Feinschliff hinzu – ist auf viele Felder übertragbar.
  • Besonders Wissensberufe profitieren: KI wird vor allem in wissensintensiven Berufen mit mittlerem bis hohem Einkommen genutzt – darunter Softwareentwicklung, Datenmanagement und Marketing. Weniger verbreitet ist der Einsatz in einfachen, zwischenmenschlichen oder manuellen Tätigkeiten oder in hochstrategischen Führungspositionen. Für Jurist:innen eine Schlüsselerkenntnis: Die Rechtsbranche liegt genau in dem Sweet Spot, der als nächstes von KI durchdrungen wird.

In Summe zeichnet der Index ein Bild, in dem KI bereits heute quer durch viele Branchen genutzt wird – jedoch in den meisten Fällen, um menschliche Arbeit zu ergänzen, nicht um sie obsolet zu machen. Für den Arbeitsmarkt heißt das: Anpassung statt Arbeitsplatzverlust. Jobs werden sich wandeln, neue Fähigkeiten rücken in den Vordergrund und ganz neue Rollen können entstehen.
 

Chancen für Jurist:innen:

  • Juristische Berufe beruhen auf strukturierten Informationen, Dokumentenanalyse und präziser Argumentation. KI kann hier nicht nur Routineaufgaben erleichtern, sondern auch Recherchen optimieren und so wertvolle Zeit einsparen.
  • Dokumentenprüfung: KI hilft, große Textmengen effizient zu durchsuchen, relevante Klauseln zu identifizieren und Dokumente zu strukturieren.
  • Vertragsanalyse: Automatische Erkennung von Standardklauseln, Vergleich mit ähnlichen Vertragswerken und Identifikation von Risikofaktoren.
  • Rechtsrecherche & Wissensmanagement: Moderne KI-Tools ermöglichen schnellere und präzisere Recherche, indem sie relevante Urteile, Gesetzestexte und Kommentare intelligent zusammenfassen.

Tools wie MANZ Genjus KI bieten hier eine wertvolle Unterstützung, um zeitaufwendige Rechercheprozesse zu beschleunigen und strukturierte Ergebnisse bereitzustellen. Dabei ersetzen diese Funktionen keine juristische Expertise, sondern gestalten Arbeitsabläufe


Neue Anforderungen an Jurist:innen

Mit der zunehmenden Integration von KI in den juristischen Arbeitsalltag entstehen neue Anforderungen:

  • Technisches Verständnis: Grundkenntnisse über den Einsatz und die Funktionsweise von KI in der Rechtsrecherche.
  • Qualitätssicherung: Kritische Prüfung KI-generierter Ergebnisse und Verifizierung relevanter Quellen.
  • Regulatorische Kenntnisse: Berücksichtigung aktueller KI-Regulierungen wie des AI Act in der EU.

Jurist:innen, die sich mit diesen Entwicklungen vertraut machen, können effizienter arbeiten. In der Branche macht bereits das Wort vom "Legal Tech Wettrüsten" die Runde: "It’s an arms race – you don’t want to be the last law firm with these tools."


Fazit

Zusammengenommen zeichnen diese Befunde ein Bild, in dem KI derzeit eher Evolution statt Revolution bedeutet. Es findet eine Art “Great Reskilling” statt, kein massenhaftes “Reshoring” von Jobs. Mitarbeiter:innen lernen, KI als Hilfsmittel einzusetzen – und Unternehmen profitieren von gesteigerter Effizienz.

Der Anthropic Economic Index liefert eine beruhigende und zugleich herausfordernde Botschaft. Beruhigend: KI nimmt uns nicht schlagartig die Jobs weg – sie ist eher ein Power-Tool, das uns produktiver macht. Herausfordernd: Wir müssen lernen, dieses Tool richtig zu bedienen, uns anzupassen und unsere Rolle neu zu definieren. Für Jurist:innen heißt das konkret: KI-Kompetenz wird zum Teil des Jobprofils. Ebenso wie man heute Computer und Internet beherrschen muss, wird morgen der souveräne Umgang mit KI-Systemen erwartet. Der Arbeitsmarkt insgesamt dürfte durch KI einen Produktivitätsschub erfahren, was langfristig Wohlstand erhöhen kann.

Für die Rechtsbranche heißt das: Diese Arbeit wird nicht überflüssig, aber sie wird sich wandeln. Es liegt an Jurist:innen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten – zum Vorteil ihrer Mandant:innen und ihres Berufsstands.