Die Zukunft juristischer Verlagspublikationen in der KI-Ära war eines der Themen am diesjährigen EDV-Gerichtstag (EDVGT) in Saarbrücken. Das Panel, unter anderem besetzt mit Wolfgang Pichler (Manz), Roland Klaes (C.H.Beck) und André Schaper (Otto Schmidt Verlag) beantwortete die Frage mit „Ja“. Die Zitierfähigkeit und die Verlässlichkeit des hochwertigen Inhalts sollten auch im KI-Zeitalter unverzichtbar für die juristische Praxis sein. Allerdings stünden inhaltliche Adaptierungen im Raum: eine Rückbesinnung auf mehr eigenständige Gedanken statt extensiver Kompilation könnte hilfreich sein, um die Abgrenzung von KI-agentisch erstellten Zusammenstellungen zu betonen.
In einem zweiten Panel lag der Schwerpunkt auf der Zukunft der Studienliteratur. In Deutschland sei das klassische Lehrbuch schon heute weitgehend durch alternative Lernmittel ersetzt, berichtete Roland Klaes. Dies sei in Österreich anders, betonte Wolfgang Pichler, was aber auch an der stärkeren didaktischen Ausrichtung liegen könnte. Zum Umgang der Fakultäten mit dem Thema KI im Prüfungsbetrieb berichtete Frau Prof. Marie Herberger von der juristischen Fakultät Bielefeld von einem Pilotversuch: Studenten dürften sowohl die Juris-KI als auch MS Co-Pilot für eine Hausarbeit nutzen; sie sollten damit geschult werden, die Ergebnisse der KI sorgsam zu überprüfen, um nicht in die Falle der Halluzinationen zu tappen.
Während in Kreisen der Justiz auch zurückhaltende Töne zum Thema KI zu verorten waren, lieferte Franz Steuer von pwc bei der Eröffnungsveranstaltung beeindruckende Zahlen: pwc habe weltweit 1 Mrd. € in KI investiert, unter anderem in 17.000 Lizenzen der KI-Software Harvey, aber auch in die Schulung der Mitarbeiter. Dies sei auch dringend nötig angesichts der schwierigen Nachbesetzung offener Stellen.
Der EDV-Gerichtstag fand heuer zum 34. Mal statt, wie immer an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Die beiden Verlagspanels moderierten Heribert Anzinger (Universität Ulm) und Matthias Kraft (kraft.media).